Life in the Dreamhouse ist nicht nur lieb und nett. Feindbilder in animierten Barbie Filmen

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Von Ronja Aellig, Michelle Felder und Carla Gräfingholt. Dieser Beitrag ist Teil der Serie “Barbie”.

Seit dem Jahr 2001 wurden von Mattel 42 animierte Barbie Filme herausgebracht. Wenn wir den ersten Barbie Film, “Der Nussknacker” (2001), eine Adaption des gleichnamigen Balletts, mit dem neuesten Film, “Barbie: Skipper und das grosse Babysitting Abenteuer” (2023), vergleichen, in welchem Barbies jüngere Schwester Skipper die zentrale Figur darstellt, lässt sich eine grosse Entwicklung feststellen. Vereinfacht dargestellt haben sich die Filme von Märchen- und Ballett-Adaptionen über Fantasyfilme bis hin zu Filmen in urbanen Settings, die ihre Fantasy Elemente allmählich verlieren, entwickelt.

Um diese vielen verschiedenen Filme schlüssig miteinander zu vergleichen, haben wir einige wiederkehrende, narrative Elemente ausgewählt und geschaut, wie sich diese im Laufe der Filme verändern. So haben wir festgestellt, dass der Konflikt zwischen Barbie und ihren Freund*innen mit einem Gegner oder einer Gegnerin ein wiederkehrendes und handlungsstrukturierendes Element der Filme ist. Unter anderem kann so ein moralischer Gegensatz aufgebaut werden, in welchem Barbie, ihrer Familie und ihren Freund*innen im Kontrast zu einer „bösen“ Seite die „gute“ Seite zukommt.

Die Methode, sich selbst als Individuum oder Gruppe durch die abwertende Abgrenzung und Stereotypisierung von anderen Personen oder Gruppen als ‚gut‘ zu definieren, wird als „Othering“ oder „Veranderung“ bezeichnet. Die Gegner*innen und Bösewicht*innen in den Barbie Filmen scheinen diese Funktion zu erfüllen: durch sie können die guten Eigenschaften von Barbie und ihren Freund*innen hervorgehoben werden. So fällt es leichter, sich mit Barbie zu identifizieren. Neben der Funktion der Veranderung sind Barbies Gegenspieler*innen für diese Analyse auch deshalb interessant, weil sie sich im Laufe der Filme stark verändern und zum Teil selbst zu Sympathieträger*innen werden.

Anhand einer Auswahl von 11 Filmen und 3 Serien haben wir die Entwicklung dieser Feindbilder näher untersucht. Dabei haben wir uns vor allem mit dem Motiv, den Mitteln, dem Aussehen und dem Ausgang der Bösewicht*innen befasst. Hierbei hat uns auch interessiert, inwieweit diese geschlechtlich gekennzeichnet sind und ob darin ein bestimmtes Muster erkennbar wird, ob wir es also mehr mit Frauen- oder mit Männerfiguren zu tun haben. An der Kennzeichnung der Geschlechter interessiert uns ebenfalls, ob sich darin eine Stereotypisierung finden lässt, ob die Frauenfiguren also beispielsweise als manipulativ, hysterisch, narzisstisch, vergiftend dargestellt werden und die Männerfiguren als physisch-überlegen und physische Gewalt ausübend.

Das Motiv. Vom Kampf um den Thron zum Buhlen um Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit

In den frühen Barbie-Filmen war es meistens das Ziel der Bösewicht*innen, sich eine politische Machtposition zu erkämpfen und zu sichern. Zum Beispiel will Regent Phillipe in “Barbie und die drei Musketiere“ (2009) den Thron Frankreichs für sich beanspruchen. Dabei ist es nicht relevant, welche Rolle Barbie im Film verkörpert, sie sieht sich mit einem bereits bestehenden Problem konfrontiert und hat keinen persönlichen Bezug zur Figur des Bösewichts. Das Motiv der politischen oder ökonomischen Macht kommt auch in jüngeren Filmen vor, so auch für die Bösewicht*innen in Filmen mit Fantasy Elementen in modernen Settings. Ziel von Dame Devin, Die Regentin in „Barbie – Die Prinzessinnen-Akademie“ (2011), ist es, ihrer Tochter die Krone sowie die damit verbundene Machtposition zu sichern.

In diesen Filmen kommt allerdings auch eine neue Art von Motiv auf, es wird persönlicher und zielt nicht mehr allein auf Machtgewinn: Persönliche Beziehungen wie Liebe, Freundschaft und Anerkennung gewinnen an Wichtigkeit. Ein Beispiel dafür ist der Film “Barbie – Eine Prinzessin im Rockstar Camp” (2015), in dem sich der Kontrahent in seine Vorgesetzte verliebt und für den Rest des Films darum bemüht ist, ihre Liebe zu gewinnen. In der Serie “Barbie: Life in the Dreamhouse“ (2012-15) verschärft sich diese Motivik. Die Erzählung verlagert sich nun vollends von der Welt der Magie und der Zauberwesen in die urbane und amerikanisch-romantisierte Welt der modernen Küstenstadt Malibu. Den Bösewicht*innen, die Zwillinge Raquelle und Ryan Harper, geht es nicht um politische oder finanzielle Macht, sondern um einen Platz in der Freundesclique, zu der auch Barbie gehört. Im Grunde wollen sie also gesehen und wertgeschätzt werden. Sie nehmen Barbie und Ken als Konkurrenz wahr, gegen die es sich durchzusetzen gilt, sei es in freundschaftlichen Beziehungen oder in Liebesangelegenheiten.

Dieses neuere Motiv hat zur Folge, dass Barbies Gegenspieler*innen trotz ihres feindseligen Verhaltens zu neuen Sympathieträger*innen werden können. Ein Beispiel dafür ist Tammy Bounceaway (oder Tamara Wen), die in der Serie “Dreamhouse Adventures“ (2018) einen ewigen Kampf gegen ihre allseits beliebte Kontrahentin Barbie führt, sei es als Teilnehmerin in einer Gameshow, als Videobloggerin oder einfach als Teenagerin. Dieser Neid auf Barbie ist auch Motiv für Tamaras schlechtes Benehmen gegenüber Barbies jüngerer Schwester Skipper in “Skipper und das grosse Babysitting Abenteuer” (2023). In dieser Geschichte versucht sie als Vorgesetzte des Wasserparks die jüngere Skipper, die ebenfalls dort arbeitet, durchgängig zu schikanieren und blosszustellen. Verstärkt wird Tamaras Neid dabei durch den tiefen Wunsch, vom eigenen Vater, dem Besitzer des Wasserparks, geschätzt und geliebt zu werden. Dieser neuere Aspekt lässt Tamara als Gegenspielerin sehr menschlich erscheinen. Indem ihre eigene Unsicherheit und Sehnsucht nach Liebe, Wertschätzung und Zugehörigkeit thematisiert werden, können die Zuschauenden sich in ihr wiedererkennen.

Diese neue persönliche Motivik bedeutet nicht, dass der Wunsch nach Machtgewinn komplett verschwindet. Vielmehr werden die handlungsleitenden Motive der Bösewicht*innen komplexer und dadurch menschlicher. So ist es beispielsweise ein wichtiges Motiv für das Verhalten von Poppy Reardon, Nachbarin der Barbie-Familie, städtische Anerkennung zu gewinnen sowie mit ihrer Familie ein luxuriöses und komfortables Leben zu führen. Marlo aus „Die Magie der Delfine“ (2018) passt eher wieder in die Schablone der machthungrigen, rücksichtslosen Bösewichtin, was allerdings einen ganz besonderen Effekt hat: sie verkörpert nämlich ein moralisches Problem, indem es ihr handlungsleitendes Motiv ist, seltene und vom Aussterben bedrohte Tiere ohne Rücksicht auf deren Wohlergehen für viel Geld zu verkaufen. Indem sie ihrer Verantwortung gegenüber Tier und Natur nicht nachkommt, verkörpert sie, wie der Gegensatz Mensch vs. Tier, Technik vs. Natur, missbraucht werden kann.

Die Mittel. Aus Mord und Totschlag werden Manipulation, Erpressung und Peer Pressure

Wie bei Märchen üblich, sind die Mittel der Bösewicht*innen sowohl in den Märchen-Adaptionen als auch in den Fantasyfilmen meist gewaltsam. Es wird Magie verwendet, um Personen in Tiere oder zu Stein zu verwandeln oder fliegende Wesen ihrer Fähigkeit zu fliegen zu berauben. Dabei schrecken einige auch nicht vor Mord zurück. So befiehlt Lydia in „Barbie und das Diamantschloss“ (2008) einer der zwei Protagonistinnen, sich unter Hypnose in den Tod zu stürzen und Regent Phillipe versucht, seinen Neffen, den Kronprinzen, umzubringen.

Bei den Filmen, die im modernen Setting spielen und Fantasy-Elemente beinhalten, werden die Mittel weniger offensichtlich gewaltsam. Die Mittel bleiben weiterhin illegal, doch in den meisten Fällen ist Mord keine Lösung mehr. In “Barbie – Modezauber in Paris” (2010) werden Designs kopiert und im Film “Barbie – Eine Prinzessin im Rockstar Camp” (2015) besticht der Gegner eine Jurorin. In den beiden Dreamhouse-Serien wird keine körperliche Gewalt mehr angewendet. Aus physischer Gewalt wird nun psychische Gewalt. Raquelle und Tamara treten manipulativ, rücksichtslos und hinterhältig auf.

Beide Gegnerinnen sind zudem auf Kompliz*innen angewiesen: Raquelle stützt sich auf ihren Zwillingsbruder Ryan, Tamara verbündet sich ab und an mit Poppy Reardon oder deren Sohn Trey. Auch bei Poppy Reardon zeigen sich sowohl psychische Gewalt als auch die Angewiesenheit auf Kompliz*innen: sie setzt ihre Familie unter Gruppenzwang, sodass diese ihre Ideen in die Tat umsetzt, während sie selbst im Hintergrund die Fäden zieht, oder sie profitiert von ihren zahlreichen Ämtern in der Stadt. Marlo in „Die Magie der Delfine“ (2018) nutzt sowohl einen geldgierigen Käufer als auch ihre Lizenz als Meeresbiologin, um ihr eigenes Interesse nach Reichtum zu verfolgen. Es lässt sich also deutlich erkennen, dass direkte, körperliche Gewalt zunehmend aus den Barbie Filmen schwindet, zugunsten eher indirekter oder psychischer Gewalt. Die Gewalt der meisten Gegner*innen funktioniert leise, unsichtbar, aus dem Hinterhalt und kompliziert vernetzt.

Die Auflösung. Wenn das Gute über das Böse siegt

In den ersten Barbie Filmen werden sowohl die Bösewicht*innen als auch ihre Kompliz*innen am Ende des Films für ihre Taten bestraft. Die Bestrafung ist dem Verbrechen angepasst und fällt teilweise sehr gewaltsam aus. So wird Lydia in „Barbie und das Diamantschloss“ (2008) gemeinsam mit ihrem Drachen Slyder von ihrer eigenen Magie getroffen und zu Stein verwandelt und die Haushälterin Madame de Bossé in “Barbie und die drei Musketiere” (2009), welche die Dienstmädchen schikaniert, wird am Ende des Films selbst zum Dienstmädchen degradiert. Während Rothbart, Laverna und Lydia, welche in Fantasiewelten leben, in Objekte verwandelt werden oder sogar sterben, wird Regent Phillipe, der im Frankreich unserer realen Welt lebt, ins Gefängnis gesperrt.

In den Filmen mit Fantasieelementen in modernem Setting gibt es zwei mögliche Ausgänge für die Bösewicht*innen. Sie werden entweder festgenommen oder entschuldigen sich. Je ein Beispiel dafür wären “Barbie – Die Prinzessinnen-Akademie” (2013), in welchem Dame Devin von Bodyguards abgeführt wird, und “Barbie – Modezauber in Paris” (2010), in welchem sich Jacqueline bei Millicent, Barbie und den Feen entschuldigt.

In “Barbie: Life in the Dreamhouse” (2012-15) verhalten sich Raquelle und Ryan so ungeschickt, dass sie sich bei der Verfolgung ihrer Ziele selbst im Weg stehen. Gleichzeitig sind es stets die Natürlichkeit, Freundschaft und der Zusammenhalt von Barbie und ihrem Umfeld, die den Feind*innen den Wind aus den Segeln nehmen. Beide werden zur Strafe selbstverschuldet vor Barbie und ihren Freund*innen sowie ihren Love-Interests blossgestellt. Dasselbe geschieht in „Dreamhouse Adventures“ (2018) und „Die Magie der Delfine“ (2018): Tammy, Poppy Reardon und ihre Familie werden überführt und dadurch bestraft, dass für sie unangenehme und peinliche Szenen entstehen. Poppy werden ausserdem ihre Ämter in der Stadt entzogen und sie verliert dadurch politische Macht. Auch Marlo droht der Verlust ihrer Lizenz als Meeresbiologin.

Neben Machtverlust ist also Blossstellung eine neuere Form der Bestrafung, die in den jüngeren Filmen eine Rolle spielt. Die einzige Feindin, die einen guten Ausgang erlebt, ist Tammy in „Skipper und das grosse Babysitting Abenteuer” (2023), dem neuesten Film, den wir uns angesehen haben. Hier helfen Skipper und ihre neuen Freundinnen Tammy nämlich sogar aus der Patsche und verraten sie nicht bei ihrem Vater. Dadurch werden am Ende alle gleichermassen von Tammys Vater gelobt. Tammy ist dankbar für Skippers Wohlwollen, erkennt ihre eigenen Fehler und wird von einer Feindin zur Freundin. Wir erleben zum Ende des Films hin also keinen konstitutiven Gegensatz aus Gut und Böse mehr, das Othering von Tammy als eine moralisch schlechte Figur ist zum Ende des Films nicht mehr notwendig, um Skipper und ihre Freunde als moralisch gut herauszustellen. Wir sind uns Skippers moralischer Stärken bewusst, auch wenn dazu keine Gegnerfigur bestraft wird. Dass auch „böse“ Figuren sich zum Guten verändern können, ändert nun nichts mehr an unserem positiven Urteil gegenüber Barbie, ihrer Familie und ihrer Freunde.

Das Aussehen. Überzeichnet wird zu lebensnah

In den Barbie-Filmen hat sich das Farbschema der Bösewicht*innen über die Zeit nicht gross entwickelt: Rot, Schwarz und Grün finden sich immer wieder sowohl in der Kleidung als auch den Haaren der Bösewicht*innen. Nur die Farbe Violett, die in der Kleidung von Laverna in “Barbie – Fairytopia” (2005) und Madame de Bossé in “Barbie und die drei Musketiere” (2009) zu sehen ist, verschwindet mit der Zeit. Das Makeup der weiblichen Gegnerinnen ist in den Anfängen oft sehr dunkel und bildet dadurch einen auffälligen Kontrast zu Barbies Makeup, welches in rosa Farbtönen gehalten ist. Mit der Zeit wird das Makeup der Gegnerinnen aber dezenter und natürlicher. Auch die Gesichtszüge, welche beispielsweise bei Rothbart in “Barbie in: Schwanensee” (2003) sehr auffällig, scharf und spitz sind, werden mit der Zeit weicher und weniger überzeichnet.

In den „Dreamhouse“-Serien von 2012-15 und von 2018 werden für Feind*innen ausschliesslich die Farben Rot und Schwarz verwendet. Tammy beispielsweise trägt ein weinrotes T-Shirt, hat schwarze Haare und grüne Augen. Poppy Reardon und ihre gesamte Familie haben rote Haare und auffällige, markante Gesichtszüge. Tammys Gesichtszüge allerdings sind eher weich. Auch auffälliges Make-Up taucht in diesen Serien nicht mehr auf. Marlo trägt in „Die Magie der Delfine“ (2018) zwar rote Haare, ihre Gesichtszüge sind allerdings ebenfalls weich. Spannenderweise werden sowohl ihr Gesicht als auch ihre roten Haare in identischer Form für andere Figuren in anderen Filmen verwendet, so zum Beispiel in „Barbie und Chelsea – das Dschungelabenteuer“ (2021), die Trägerin nimmt dort allerdings eine „gute“ Rolle ein.

Dass die Farbe Rot aber weiterhin mit Feindschaft konnotiert ist, zeigt sich in „Bühne frei für grosse Träume“ (2021): Emmie, eine ehemalige Freundin von Brooklyn-Barbie, ist eine bekannte Sängerin geworden und meldet sich nicht mehr bei ihrer alten Freundin. Sie wird am Anfang des Filmes eher negativ dargestellt, nämlich als Kontrahentin der Barbies und als illoyale Freundin, die ihre Freundschaften dem Ruhm opfert. Im Verlauf des Filmes freunden sich die beiden Figuren Brooklyn Barbie und Emmie jedoch wieder an. Obwohl Emmie eigentlich rothaarig ist, trägt sie im grössten Teil des Filmes eine braune Perücke, um sich trotz ihrer Berühmtheit frei bewegen zu können: Wir erleben sie nicht als rothaarige Freundin. Sie zieht die Perücke gleichzeitig mit dem (Neu-)Beginn ihrer Freundschaft mit den beiden Barbies aus.

Mehr Bösewichtinnen als Bösewichte? Gender, Queerness und Männlichkeit

In den 42 Barbie Filmen gibt es ungefähr doppelt so viele Bösewichtinnen wie Bösewichte. Männliche Antagonisten kommen vor allem in den frühen Ballett- und Märchenadaptionen vor, verschwinden dann einige Zeit fast vollständig und tauchen auch in den neusten Filmen eher im Hintergrund neben einer Frauenfigur auf. Während sie in den früheren Filmen ernstzunehmende Gegner Barbies sind, werden sie mit der Zeit zu ungeschickten Komplizen der weiblichen Antagonistinnen.

Die Motive und Mittel der männlichen und weiblichen Bösewicht*innen unterscheiden sich nicht durchgängig. Die weiblichen Antagonistinnen sind zwar stereotyp manipulativ, greifen nur indirekt zu physischer Gewalt und lassen oft Andere für sie arbeiten, die männlichen Antagonisten sind allerdings genauso manipulativ und greifen zu denselben Mitteln. Die physisch-brutale Gewalt der ersten Filme findet sich ebenso in den Frauen- wie auch in den Männerfiguren und beide werden mit der Zeit gleichermassen indirekter und psychischer in ihrer Gewaltausübung. Die Bestrafung der Bösewicht*innen ist jeweils von ihrem Verbrechen und nicht von ihrem Geschlecht abhängig.

Es wäre interessant, sich näher mit der Männlichkeit in Barbie Filmen auseinanderzusetzen, da gewisse männliche Bösewichte als tendenziell feminin oder queer dargestellt werden. Dies zeigt sich beispielsweise in einem extravaganten Äusseren und Auftreten (z.B. Wenlock in „Barbie und der Geheimnisvolle Pegasus“ (2005) oder Preminger in „Barbie als die Prinzessin und das Dorfmädchen“ (2004)), überzeichneten Gesichtszügen (z.B. Rothbart in „Barbie in: Schwanensee“ (2003)) und den manipulativen Mitteln, die sie verwenden (z.B. Clive in „Barbie – Eine Prinzessin im Rockstar Camp“ (2015)). Hierbei würde sich ein Vergleich mit den jeweiligen Kens sowie anderen positiv dargestellten Männerfiguren in den Filmen anbieten. Weiterführend könnte auch ein Vergleich mit den Bösewicht*innen in Disney-Filmen interessant sein, da diese ebenfalls oft als queer-codiert wahrgenommen werden.

Ausblick: Weniger Feind*innen – mehr Freund*innen?

Eine Besonderheit in unserer Untersuchung stellen der Film “Bühne frei für grosse Träume” (2021) und die Serie “Barbie im Doppelpack” (2022) dar. Hier erleben wir nämlich zwei Barbies, die gemeinsam mit ihrer Freundesclique in einer Musikakademie in New York, also eigentlich einem Ort der Konkurrenz, eine tiefe Freundschaft erleben. Dabei kommt mit Brooklyn-Barbie eine Barbie of Colour hinzu, die von nun an gemeinsam mit Malibu-Barbie Abenteuer, Musik und Freundschaft erlebt. Ausserdem erleben wir mit dem hispano-amerikanischen Rafa einen ersten männlichen Freund der Barbie(s), der keine romantischen Gefühle für diese hegt. Kurz wird mit Emmie eine mögliche Feindin anvisiert. Dies löst sich allerdings schnell auf, hinter Emmies Verhalten steckt nämlich eigentlich ihr machthungriger Vater. Sie versöhnt sich mit Brooklyn-Barbie und wird Teil der Freundesclique.

Diese beiden Filme fallen durch viel Harmonie und Zusammenhalt auf, Konflikte lösen sich schnell auf und Feind*innen bleiben nicht lange bestehen. Die Barbies, ihre Freund*innen und ihr Umfeld differenzieren sich aus, werden vielseitiger. Feind*innen werden zu komplexen Charakteren mit eigenen, nachvollziehbaren Beweggründen und einem dahinterstehenden Problem, das sie aus dem Weg zu räumen versuchen. “Böse Figuren” passen vielleicht nicht mehr in das Weltbild, das Barbie vermitteln möchte und muss, wenn die Puppe und die Filme weiterhin Teil der modernen Pop- und Jugendkultur bleiben sollen und junge Menschen ansprechen möchte.


Ronja Aellig (22) studiert Geschichte und Englische Sprach- und Literaturwissenschaften an der Universität Basel. Sie ist mit Barbie Filmen aufgewachsen und hat eine grosse Leidenschaft für Musik und Musicals, weshalb die Musical Filme schon immer ihre liebsten Barbie Filme waren.

Michelle Felder (21) studiert Geschichte und Germanistik an der Universität Basel. Auch wenn Michelle “eigentlich viel zu cool für Barbie” (Carla Gräfingholt, 2024) ist, waren Barbie und die Barbie Filme ein wichtiger Bestandteil in ihrer Kindheit.

Carla Gräfingholt (22) studiert Geschichte und Germanistik an der Universität Basel und liebt von klein auf den Blick für die Details, sei es in der Literatur, in der Kunst oder im Film. Jedes Detail ist ein kleiner Mikrokosmos, hinter dem sich so viel verbergen kann! Deshalb hat es ihr viel Spass gemacht, die Barbie Filme ihrer Kindheit noch einmal mit neuen Augen anzuschauen.


Analysierte Filme

(Märchen/Ballett-)Adaptionen

Barbie in: Schwanensee (2003)

Fantasy in einer Fantasiewelt

Barbie – Fairytopia (2005)

Barbie und das Diamantschloss (2008)

Barbie und die drei Musketiere (2009)

Fantasy in der modernen Welt

Barbie – Modezauber in Paris (2010)

Barbie – Die Prinzessinnen-Akademie (2011)

Barbie in: Die verzauberten Ballettschuhe (2013)

Barbie – Eine Prinzessin im Rockstar Camp (2015)

Barbie Dreamhouse

Barbie: Life in the Dreamhouse (2012-2015)

Barbie Dreamhouse Adventures (2018-2020)

Barbie: Die Magie der Delfine (2018)

Barbie: Bühne frei für grosse Träume (2021)

Barbie im Doppelpack (2022)

Barbie: Skipper und das grosse Babysitting Abenteuer (2023)


Bild: Foto von Etienne Assenheimer auf Unsplash, bearbeitet.

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