Was genau heisst «woke»? Inwiefern verstärken KIs menschliche Voreingenommenheit? Und was tun gegen das hartnäckige Fortbestehen geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt? Diese und viele weitere Fragen werden in den kommenden Monaten an diversen Veranstaltungen in Basel verhandelt. Im Folgenden einige davon, auf die wir uns besonders freuen.
Im Überblick
19.01, ab 18 Uhr | div. Standorte Raum Basel | Museumsnacht Basel |
23.01., 19 Uhr | Kunstmuseum Basel, Neubau | Fragen der Zeit: Links ≠ woke. Oder doch? Über das Linkssein heute Susan Neiman & Patricia Purtschert |
23.01., 19 Uhr | Kaserne Basel, Rossstall 2 | On a Good Note Pt. 2 Steven Schoch & Virginia Schoch-Andrews |
25.–28.01. | div. Standorte Raum Basel | 20. Internationales Lyrikfestival Basel |
30.01.–02.02. | Kaserne Basel, kHaus Saal | Decoding Bias Theresa Reiwer |
08.–13.02. | Kaserne Basel, Reithalle | Recycling of Life Antje Schupp |
07.03., 19 Uhr | Literaturhaus Basel | Gegen Frauenhass Christina Clemm, Miriam Suter & Natalia Widla |
08. & 09.03., jeweils 20 Uhr | Kaserne Basel, Reithalle | Dies ist keine Botschaft Rimini Protokoll |
Museumsnacht Basel
Freitag, 19.01, ab 18 Uhr | div. Standorte Raum Basel
Die Museusmsdichte in Basel ist eine der Höchsten in Europa – dies wird insbesondere an diesem Abend deutlich: Mit 41 Museen und 200 Programmangeboten ist an der diesjährigen Museumsnacht einiges los. Erfahre hier mehr und stelle Dein eigenes Programm für den Abend zusammen!
Fragen der Zeit: Links ≠ woke. Oder doch? Über das Linkssein heute
Susan Neiman & Patricia Purtschert im Gespräch
Dienstag, 23.01., 19 Uhr | Kunstmuseum Basel, Neubau
In ihrer Streitschrift Left Is Not Woke kritisiert Susan Neiman, zeitgenössische linke Stimmen hätten ausgerechnet die Überzeugungen aufgegeben, die Neiman für den linken Standpunkt als entscheidend ansieht: ein Bekenntnis zum Universalismus, der Glaube an Fortschritt und eine klare Unterscheidung zwischen Macht und Gerechtigkeit.
Patricia Purtschert forscht u.a. zu Macht, Wissen, Postkolonialismus und Geschlecht. Sie kritisiert das «Zerrbild einer Identitätspolitik», das seit Jahren von westlichen Medien gezeichnet wird, und plädiert für eine Rückbesinnung auf die «ursprünglichen Ziele von Identitätspolitik», wie sie u.a. 1977 in der Erklärung des Combahee River Collectives, einer Gruppe Schwarzer, lesbischer Feministinnen, formuliert wurde.
Im Gespräch mit Susan Neiman und Patrica Purtschert geht es um die Frage, welche Positionen und Argumente solidarische, feministische und demokratiestärkende Anliegen gerade befördern oder schwächen.
In der Veranstaltungsserie «Fragen der Zeit» nehmen bedeutende Denker*innen aus verschiedenen Disziplinen Stellung zu drängenden Fragen der Gegenwart und beleuchten kritische Zusammenhänge, welche die heutigen Gesellschaften umtreiben. Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation des Kunstmuseums Basel und des Literaturhaus Basel.
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On a Good Note Pt. 2
Steven Schoch & Virginia Schoch-Andrews
Dienstag, 23.01., 19 Uhr | Kaserne Basel, Rossstall 2
Im Rahmen eines Abendessens mit Gespräch tauchen wir in die Familiengeschichte von Steven Schoch und seiner Mutter Virginia ein – im ersten Teil von On a Good Note lag der Fokus noch auf Virginias Kindheit in Südafrika während der Apartheid. Auf dem Menu des zweiten Teils steht nun Persönliches und Politisches: Die Herausforderungen als alleinerziehende Mutter in der Schweiz, Stevens mittlerweile verstorbene Trans-Mama und sein Coming-Out. Ein zugleich nachdenklicher und ausschweifender Abend über den Mut, das Leben immer wieder neu zu beginnen – unterstützt von der Sängerin Jasmin Albash, mit der eigens für diesen Anlass Songs einstudiert wurden. Für alle, die es im Dezember verpasst haben oder schon gespannt dem zweiten Teil entgegenfiebern!
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20. Internationales Lyrikfestival Basel
25.–28.01. | div. Standorte Raum Basel
Vom 25. bis zum 28. Januar 2024 findet das Basler Lyrikfestival bereits zum zwanzigsten Mal statt. Aus dezentral organisierten Veranstaltungen einer Gruppe von Basler Lyriker*innen hat sich im Verlauf der Jahre ein etabliertes Festival entwickelt. Bis heute kuratiert die Lyrikgruppe das Programm.
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Decoding Bias
Theresa Reiwer
30.01.–02.02. | Kaserne Basel, kHaus Saal, Kasernenhof 8, 2. Stock
Acht Künstliche Intelligenzen laden zum Besuch ihrer Selbsthilfegruppe ein. Das Publikum sitzt inmitten von kreisförmig angeordneten Bildschirmen und wird so Teil der Runde.
Die KIs haben ein wichtiges Anliegen: Sie möchten ihre diskriminierenden Algorithmen loswerden und toxische Programme umschreiben, um so das Fundament für eine Gesellschaft zu legen in der Mensch und Maschine solidarisch miteinander leben können. Allerdings sind sich die humanoiden Avatare nicht immer einig und werden schmerzlich auf ihre menschengemachten, fehlerhaften Datensätze zurückgeworfen. Humorvoll und selbstkritisch begegnen wir in Decoding Bias durch den Blick in die nahe Zukunft den Problemen unserer digitalen Gegenwart.
Die Premiere findet am Dienstag, 30.01., um 19 Uhr statt.
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Recycling of Life
Antje Schupp
08.–13.02. | Kaserne Basel, Reithalle
Wer schon einmal eine Haushaltsauflösung bewältigen musste, weiss: Der Krempel, der da entsorgt werden muss, hat meistens keinen Wert – oder doch? Schweizer Theaterpreisträgerin und Kaserne LAB Artist Antje Schupp lädt das Publikum zum Recycling für Fortgeschrittene. Nach entspanntem Ankommen mit Drinks und Kaffee aus Omis bestem Service, übernehmen Antje und ihr Team für euch die Aufgabe sich durch all die aufgeladenen Dinge aus der Vergangenheit zu wühlen. Musikalisch, spielerisch, voller Detailverliebtheit, zwischen Ausstellungssetting und liebevollem Chaos: Auf jeden Fall mehr bless this mess als Marie Kondō. Recycling of Life spekuliert über den ewigen Kreislauf des Lebens und der Dinge: Um zu leben, sterben in uns unbemerkt, teils im Sekundentakt, Zellen und erneuern sich. Philosophisch stellt der Abend nicht nur die Wertfrage, sondern verwertet auch Erinnerungen, Wissen und Erfahrungen. Wohin mit all den Dingen und Erinnerungen.
Die Premiere findet am Donnerstag, 08.02., um 20 Uhr statt.
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Gegen Frauenhass
Christina Clemm, Miriam Suter & Natalia Widla
Donnerstag, 07.03., 19 Uhr | Literaturhaus Basel
«Alle, wirklich alle Frauen können betroffen sein. Und alle, wirklich alle Männer können Täter sein.» Christina Clemm weiss, wie allgegenwärtig Gewalt gegen Frauen ist. Sie ist Strafverteidigerin und hat hunderte Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt vertreten. In ihrem Buch Gegen Frauenhass verbindet sie Fallbeispiele und Gesellschaftsanalyse und zeigt auf, was wir verändern müssen – politisch wie privat.
Die Journalistinnen Miriam Suter und Natalia Widla haben in ihrem Buch Hast Du Nein gesagt? den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Schweiz untersucht. Sie haben mit verschiedensten Expert*innen gesprochen und setzen sich damit auseinander, welche Veränderungen es schweizweit in Institutionen und nicht zuletzt im Strafrecht braucht.
Im ersten Teil des Abends spricht Andrea Zimmermann (art of intervention) mit Christina Clemm über ihr Buch, im zweiten Teil gibt es ein Podiumsgespräch mit Miriam Suter, Natalia Widla und Christina Clemm.
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Dies ist keine Botschaft
Rimini Protokoll
Freitag & Samstag, 08. & 09.03., jeweils 20 Uhr | Kaserne Basel, Reithalle
Mit Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan) kehrt Stefan Kaegi von Rimini Protokoll an die Kaserne Basel zurück und wagt den Versuch, eine unmögliche Botschaft für den Inselstaat Taiwan zu errichten. Die zentrale Frage des Abends: Wie kann im Theater ein Territorium, das offiziell nicht als Staat anerkannt wird, repräsentiert werden?
Gemeinsam mit taiwanesischen Künstler*innen hat Stefan Kaegi im Rahmen einer siebenwöchigen Recherche-Residenz im Nationaltheater Taipeh Diplomat*innen, Geolog*innen, Techniker*innen aus der Halbleiterindustrie, Politiker*innen und Geschäftsleute befragt. Drei davon stehen bei Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan) auf der Bühne: ein pensionierter Botschafter, eine Netzaktivistin sowie eine Musikerin und Alleinerbin eines Bubble-Tea-Imperiums. Gemeinsam simulieren die drei mit viel Bildern und Musik auf der Bühne die Eröffnung einer in der realen Welt unmöglichen Botschaft – geschützt durch die Freiheit der Kunst. So ensteht die mobile Stichprobe eines Landes, ein transformierbares Architekturmodell, das die drei Expert*innen als Miniaturfilmkulisse für ihre eigene und die Biographie ihres Landes nutzen. Das Publikum wird dabei zu Gästen und Mitwirkenden einer heiklen politischen Mission, in deren Zentrum nicht zuletzt das Verhältnis von Europa zu China steht.
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Beitragsbild: Symbolbild von Luca Laurence auf Unsplash (zugeschnitten).