07.–08.06.2024, Literaturhaus Basel und kHaus

Wir freuen uns, auf das Programm des Symposiums fairlesen 2024 von FI&L aufmerksam zu machen. Das zweisprachige Programm bietet eine Vielfalt an Themen, Ansätzen und Anküpfungspunkte für kritische Reflexion und Praxis mit interessanten und interessierten Gesprächspartner*innen und Verbündeten. Von art of intervention ist Andrea Zimmermann mit einem Gespräch mit Franziska Schutzbach über Care dabei.

Die letzte Forderung des Symposiums «Frauen* im Literaturbetrieb» 2022 lautete: regelmässige Symposien. Dieser Forderung hat sich eine neue Programmgruppe angenommen. Nach der ersten Ausgabe 2022, die eine Bestandsaufnahme zum Ziel hatte, wird aus F*iL neu FI&L: Feminismus, Intersektionen & Literatur (folge dem Link, für die aktuellsten Informationen).

Literatur ist mehr als nur Unterhaltung oder ein Wirtschaftszweig, sie ist eine Kunst – und ein politisches Instrument. Literatur ermöglicht es, Vorstellungen anzuprangern und zu überwinden. Der Fokus gilt 2024 zwei Schwerpunkten: Wie überwinden wir den Sexismus und die vorherrschende Cisheteronormativität der Branche? Und wer ist unsichtbar oder unerwünscht im Literaturbetrieb? Wenn wir diese Kräfte bündeln…
Hier geht es zur Anmeldung.

Freitag, 07.06., Literaturhaus Basel

FI&L: Feminismus, Intersektionen & Literatur
ab 19 Uhr | Soirée bilingue (DE/FR)
Ein Reigen kurzer Inputs eröffnet das Symposium und setzt die Themen: Es geht um Sexismus, Heteronormativität und um die Invisibilisierung bestimmter Akteur*innen in der Literatur und in der Gesellschaft. Unterschiedlichen Perspektiven und Generationen kommen zu Wort, politisch bis humorvoll, feministisch und intersektional.
Ausserdem wird es Zeit für eine erste Bilanz: Was wurde in der Folge des Symposiums 2022 erreicht? Was hat sich in zwei Jahren verändert?

Mit u.a. Ivona Brdjanovic (Autorin), Irena Brežná (Autorin, Journalistin), Necati Öziri (Autor), Annemarie Pfister (pensionierte Buchhändlerin), Franziska Schutzbach (Autorin, Soziologin), Marina Skalova (Autorin, Übersetzerin) und dem Kollektiv AMSEL
Tagesmoderation: Camille Logoz & Noémi Schaub

Samstag, 08.06., kHaus

Sorcières : eine anregende feministische Reihe
ab 10 Uhr | FR mit deutscher Übersetzung
Im Januar 2015 startete der 2006 gegründete französische Verlag Cambourakis «eine feministische und antikapitalistische Reihe»: Sorcières. Unter französischsprachigen Literaturwissenschaftler*innen und Feminist*innen fanden die Übersetzungen von bell hooks, Starhawk, Dorothy Allison und Gloria Anzaldúa schnell grossen Anklang, genauso wie die Erzählungen von neuen Autor*innen wie Marcia Burnier oder Juliette Rousseau. Die Reihe legt Wert auf eine inklusive Sprache, die sich von Buch zu Buch neu erfindet. Isabelle Cambourakis, Herausgeberin der Reihe, spricht am Symposium über diese einzigartige, dezidiert politisch ausgerichtete Verlagsarbeit.
Mit Isabelle Cambourakis, Moderation: Nathalie Garbely

Ateliers d’action collective (1. Runde)
ab 11 Uhr
2022 entstanden die Ateliers spontan aus den Themen der Bestandsaufnahme. Diesmal wurden sie per OPEN CALL gefunden. Anmeldung erforderlich.

Théorie littéraire et inclusivité
FR, germanophones bienvenu·e·x·s
Le workshop abordera le versant théorique de la littérature en s’interrogeant sur la façon dont les approches dominantes, qui sont largement enseignées dans les écoles et les universités, modèlent notre manière de percevoir les textes et contribuent à la construction d’un imaginaire littéraire homogène. Nous discuterons des stratégies pour remédier à cet état de fait, en tant que chercheuse, enseignante, autrice, traductrice ou autre, et nous pencherons sur des approches alternatives issues du champ des études genre et/ou des études postcoloniales.
Avec Marie Fleury Wullschleger

Care
DE
Wie wird im Literaturbetrieb über Care-Verpflichtungen gesprochen – oder vielmehr nicht gesprochen? Inwiefern und warum steht Sorgearbeit den traditionellen Vorstellungen eines stark männlich geprägten Literaturbetriebs entgegen? Und wie können wir mit diesen Sozialisationserfahrungen und Arbeitsbedingungen kritisch und zugleich fürsorglich und nicht zuletzt künstlerisch umgehen?
Mit Franziska Schutzbach und Andrea Zimmermann (aoi)

Noircir Wikipédia
FR
Le projet Noircir Wikipédia nous invite à contrer l’invisibilité des autrices africaine·x·s et afrodescendante·x·s mais aussi à contrer les euphémismes historiques, les stéréotypes liés à leurs origines et à leurs conditions de femme·x·s.
Nous partagerons notre pratique wikipedienne dans l’encyclopédie en ligne.
Avec Noircir (Gala Mayi Miranda et Ivonne Gonzalez)

FI&L-Preis
DE / FR
Das Atelier ist eine Plattform für die Verteidigung von Literatur mit dezidiert feministischen und_oder intersektionalen Inhalten. Oft werden sie von Jurys nicht weiter beachtet, da viele Jurys – bewusst oder unbewusst – einer heteronormativ orientierten Tradition verbunden sind. Zeit für einen FI&L-Preis. Jede*r Teilnehmer*in kann ein Buch mit in die Diskussion bringen (Publikation zwischen 2022 und 2024, geschrieben in einer der in der Schweiz gesprochenen Sprachen). In diesem Atelier erarbeiten wir Kriterien heraus und formen gemeinsam die erste Jury für den Preis.
Mit Heike Fiedler und Cornelia Mechler

Schreibworkshop I: Poetischer Aufbruch
FR / DE
Zwei parallele Workshops mit dem Ziel, sprachlich etablierte Diskriminierungen kreativ zu überwinden und gemeinsam nach neuen Ausdrucksformen, Sprachbildern und Denkmöglichkeiten zu suchen. / Deux ateliers d’écriture en parallèle comme départ poétique pour questionner ensemble les discriminations établies dans la langue, les dépasser de manière créative en cherchant de nouvelles expressions et images pour ainsi ouvrir de nouveaux chemins de pensées.
Mit Klimte und Jolanda Piniel

Queere feministische Analyse, Popkultur und Humor als Widerstandsstrategie 
Ab 14.00 Uhr, DE mit französischer Übersetzung
Hengameh Yaghoobifarah ist Autor*in, Journalist*in und Medienkulturwissenschaftler*in. Aus queerer, nicht-weisser Perspektive schaut Yaghoobifarah auf den normativen Literaturbetrieb. Wo ist Diversität Marketingstrategie und wie wird sie real? Wie wird politische Theorie populär? Yaghoobifarah plädiert nicht zuletzt für Pop und Humor als Widerstandsstrategie und reflektiert die eigene Gatekeeper*innenfunktion als Redakteur*in, aber auch als Co-Herausgeber*in des Essaybandes «Eure Heimat ist unser Albtraum» oder des neuen Literaturmagazins Delfi. 
Mit Hengameh Yaghoobifarah, Moderation: Philine Erni

Ateliers d’action collective (2. Runde)
Ab 15 Uhr | Anmeldung erforderlich

Intersektionalität anders denken: Eine poetische Recherche
DE
In der Reflexion darüber, inwiefern sich unterschiedliche Formen der Unterdrückung und Diskriminierung überschneiden, ist die «Intersektionalität» zum führenden Leitbegriff avanciert. Damit gibt das Bild der «Wegkreuzung» eine spezifisch zugeschnittene Passform dafür vor, wie soziale Identitäten, ihre Überlagerungen aber auch ein gemeinschaftliches Miteinander zu denken sind. Doch was vermag die Denkfigur der Intersektionalität zu leisten, wo sind ihre Grenzen, wo ihr Fehlgehen?
Mit Shantala Hummler & Maren Rieger

Alter/Prekarität/Visibilität
DE / FR
Wie geht es Frauen, wenn sie in künstlerischen Berufen sind? Und wie können Frauen in diesen Berufen altern? Wie werden sie nicht länger von der Bühne und aus dem Kanon verdrängt? Die mangelnde Visibilität zwingt ältere Generationen immernoch viel zu oft ins Prekariat.
Mit Veronika Sellier

Verlage
DE
Mit welchem Blick gestalten Verlage ein Programm? Was bedeutet es konkret, eine «feministische Perspektive» auf die Literaturlandschaft zu habe? Inwieweit ist die Verlagsbranche wandelbar? Mit welchen Herausforderungen haben wir als Verlegerinnen zu tun? Wo liegt unser Vorteil? Ein interaktiver Austausch.
Mit Jil Erdmann & Annette Beger

S’auto-desinvisibiliser
FR
Trois personnes d’horizons différents vous invitent à un atelier, né d’un constat d’une invisibilisation systémique. Ensemble, elles vous proposent de cheminer à travers un récit d’expériences et un partage des formes (mé)connues d’auto-désinvisibilisation pour co- esquisser un champ des possibles. Une réflexion des singuliers au pluriel. L’objecif est de s’outiller sans illusion ni naïveté.
Avec Simona Ferrar, Sara Garcia et Monique Kountangni

Schreibworkshop II: Raus aus den Stereotypen/Klischees
FR / DE
Wir wollen weisse, cis-heteronormative und ableistische Darstellungen kritisch unter die Lupe nehmen und Alternativen aufzeigen. Wir laden die Teilnehmer*innen ein, basierend auf ihren Erfahrungen, eigene Figuren und Geschichten zu erschaffen.
Jede Lebensrealität ist es wert, gezeigt zu werden.
Mit Claudia Joller & cabbak

Welchen Literaturbetrieb wünschen wir uns?
Ab 17 Uhr
Entscheider*innen stellen sich den offen gebliebenen Fragen des Tages.
Mit Natascha Fioretti (RSI), Ruth Gantert (Viceversa), Loreto Nuñez (SIKJM/ISJM), Isabelle Vonlanthen (Literaturhaus Zürich)

Gemeinsamer Abschluss
18 Uhr
Tagesmoderation: Anita Rochedy & Vera Hohleiter