In zwei Wochen, vom 15.–17. November, findet die diesjährige BuchBasel statt. Zum Fokusthema Schwärmen steht auf der Website:
Mit dem Fokus Schwärmen legen wir der diesjährigen Festivalausgabe eine positive Haltung zugrunde: Wenn wir schwärmen, sind wir begeistert, hingerissen und vielleicht sogar verknallt. Wir wollen diesen schwärmerischen Gefühlen nachgehen und sie noch etwas weiter fassen: den Fokus auf die bejahende, zugewandte Geste legen, die dem Schwärmen zugrunde liegt.
Und auch wir sind am schwärmen, ob diesem reichhaltigen Programm – zudem ist art of intervention mit einem Workshop teil des Programms! Nachfolgend findest Du hier unsere Highlights aus dem Programm der BuchBasel – die Auswahl fiel nicht leicht.
Im Überblick
Freitag, 15.11.2024
Mithu Sanyal: Antichristie
15–16 Uhr | Volkshaus, Unionsaal
Plötzlich flimmern die Jahreszahlen und die Ereignisse überschlagen sich. Gerade noch war Durga auf der Trauerfeier für ihre Mutter, da stirbt die Queen. Später reist Durga nach London, um an einer antirassistischen Adaption von Agatha Christie-Krimis zu arbeiten, und findet sich – statt in der Gegenwart – 1906 im Indian House wieder. Indische Revolutionär*innen planen hier den Sturz der britischen Kolonialherrschaft und soziale Reformen für ihr Land. Durga wird als Sanjeev Sanyal zum Freund Savarkars, dessen Buch Hindutva noch nicht geschrieben ist. Auch Gandhi ist noch nicht «Gandhi». Als Zeitreisende erlebt Durga Geschichte in all ihren Widersprüchen und sie fragt sich: Welche Form von Widerstand ist die richtige? Welche Vergangenheit ist wahr? Lässt sich Zukunft in der Vergangenheit umschreiben? Zu den Veranstaltungsdetails.
Schaufensterlesungen in der Greifengasse
15–17.30 Uhr | Manor | Eintritt frei!
Im Manor-Schaufenster werden Ihnen am Freitagnachmittag, mitten in Ihrem Einkaufsbummel, ausgewählte Texte von Festivalautor*innen präsentiert. Nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie sich in einem unerwarteten Ambiente von Literatur begeistern. Es lesen: Selma Kay Matter, Mariann Bühler, Theresia Enzensberger, Fabian Saul und Martin R. Dean. Zu den Veranstaltungsdetails.
Hengameh Yaghoobifarah: Schwindel
16.30–17.30 Uhr | Volkshaus, Unionsaal
Avas Date mit Robin wird gleich doppelt gestört: Sie sind etwas high vom Gras, als es auf dem Höhepunkt der Glückseligkeit plötzlich an der Wohnungstür klingelt. Sowohl Delia als auch Silvia platzen unerwartet und aus unterschiedlichen Gründen in die intime Zweisamkeit. Ava muss sich gleichzeitig ihren drei Liebhaber*innen stellen, die sie mit Vorwürfen konfrontieren. Hals über Kopf flieht sie auf das Dach des Hochhauses. Ohne Schlüssel und Handy laufen ihr die anderen hinterher. Ausgesperrt und einander ausgeliefert, offenbart sich ein vierfaches Liebesdrama: Der einzige Ausweg aus dem schwindelerregenden Dilemma ist der Dialog. Hengameh Yaghoobifarah erzählt vom Auf und Ab queerer Liebesgeschichten und davon, was es heisst, sich zwischen Begehren und Begierde wahrhaftig zu begegnen. Zu den Veranstaltungsdetails.
Chimamanda Ngozi Adichie: Über das Lesen im Schreiben
20.30–21.30 Uhr | Volkshaus Festsaal | bereits ausverkauft
Chimamanda Ngozi Adichie ist eine weltweit gefeierte Autorin. Ihr Werk ist in 37 Sprachen übersetzt. Ihr erster Roman Blauer Hibiskus (2003) schaffte es direkt auf die Longlist des Man Booker Prize, für Americanah (2015) erhielt sie den National Book Critics Circle (NBCC) Award, mit ihrem Essay We Should All Be Feminists (2014) verankerte sie den Feminismus fest in der Popkultur; auch, weil Beyoncé Knowles Auszüge daraus in ihrem Song Flawless sampelte. Ihr Kampf um Gleichberechtigkeit fliesst in viele ihrer literarischen Werke ein. Im Gespräch mit dem Literaturwissenschaftler Daniel Medin spricht die nigerianische Autorin über Menschen und Sichtweisen, die sie inspirieren, und darüber, wie wichtig es ist, dass es viele Perspektiven und Geschichten gibt. Zu den Veranstaltungsdetails.
Samstag, 16.11.2024
Schweizer Buchpreis – Michelle Steinbeck: Favorita
11–12 Uhr | Volkshaus, Festsaal
Fila wächst bei ihrer Grossmutter auf, ihre Mutter ist nach Italien verschwunden. Als sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter aus Neapel erreicht, ist die Todesursache unklar: Leberzirrhose oder Mord? Fila begibt sich auf eine Reise, die sie zu einem Kollektiv feministischer Widerstandskämpferinnen, faschistischen Deserteuren und einem historischen Femizid führt. Auch Tote geistern herum, und die träumende und schlafwandelnde Erzählerin erweist sich zunehmend als unzuverlässig. Steinbecks zweiter Roman ist ein kraftvoll erzählter Rachekrimi, ein literarischer Roadtrip durch ein neofaschistisches Italien und eine furchtlose Auseinandersetzung mit Fragen nach Identität, Begehren und patriarchaler Gewalt. Zu den Veranstaltungsdetails.
Kunst oder Kümmern? Care als Bedingung und Thema von Literatur
11–13.30 Uhr | Jazzcampus, Seminarraum D01 | Eintritt frei!
Der Literaturbetrieb ist nach wie vor auf unabhängige Genies ohne Sorgeverpflichtungen ausgerichtet. Dieser Vorstellung setzt der Workshop Care als zentrale Dimension des Lebens und Arbeitens entgegen: das Sorgen für und um andere und sich selbst. Mit Blick auf die aktuelle Forschung beleuchtet der Workshop, wie sich jeweilige Bedingungen auf das Schreiben auswirken und wie es in der Schweiz um Vereinbarkeit steht. Gleichzeitig wird Care auch als Gegenstand des Schreibens in den Blick genommen. Anhand ausgewählter Textpassagen, etwa von Mareike Fallwickl, Audre Lorde, Julie Otsuka oder Slata Roschal, wird gefragt: Was für Texte über Fürsorge möchten wir lesen? Und was sind die Voraussetzungen für das Schreiben solcher Texte?
Mit Lea Dora Illmer, Franziska Schutzbach & Andrea Zimmermann.
Mitbringen: Laptop oder Notizblock sowie Lieblingstexte oder -bücher, die Care zum Thema machen.
Eine Kooperation von art of intervention mit BuchBasel. Zu den Veranstaltungsdetails.
trotzdem sprechen
12.30–13.30 Uhr | Volkshaus, Unionsaal
Miteinander sprechen ist nach dem 7. Oktober 2023 schwierig geworden: Seit dem Hamas-Massaker, den Geiselnahmen und dem anschliessenden menschenrechtswidrigen Krieg in Gaza sind die Meinungen polarisiert und es herrscht ein Klima der Frontenbildung, der Angst und des Schweigens. Die spaltende Kraft der Differenzen beruht nicht zuletzt auf der konkreten Erfahrung von Antisemitismus und Rassismus. Der Sammelband trotzdem sprechen setzt der Spaltung die Vielstimmigkeit und den Dialog entgegen. Das von Lena Gorelik, Miryam Schellbach und Mirjam Zadoff herausgegebene Buch versammelt unterschiedliche Perspektiven, es ist ein Zeitdokument und vor allem ein Plädoyer für Menschlichkeit in Zeiten von Hass, Hetze und Rechtspopulismus. Denn für die Menschlichkeit tragen wir alle Verantwortung: Wir müssen wieder lernen, trotzdem miteinander zu sprechen. Zu den Veranstaltungsdetails.
I.V. Nuss: PDF Publishing und Password Poems
14–15 Uhr | Jazzcampus Club
«Free short story – who cares», schrieb I.V. Nuss auf ihrem Instagram-Account. Und statt auf die lange Leitung des Buchmarkts zu warten, veröffentlichte sie ihren neuesten Text einfach selbst als PDF zum Runterladen. Für I.V. Nuss ist Digitalität eine literarische Spielwiese – als Thema, als Formgeberin, als Präsentationsort. I.V. Nuss organisiert Lesungen auf TikTok, entwirft Texte als Games oder schreibt Gedichtzyklen aus geleakten Passwörtern. I.V. Nuss führt durch aktuelle Texte und die unendlichen Möglichkeiten des World Wide Web: Welchen Einfluss haben digitale Technologien auf das eigene Schreiben und das Selbstbild als Autorin? Welche Freiräume gibt es online? Was gibt es für Rabbitholes? Wie schützt man sich gegen Hate in unmoderierten Kommentarspalten? Zu den Veranstaltungsdetails.
Emilia Roig: Lieben
14–15 Uhr | Volkshaus, Unionsaal
Die «grosse» Liebe wird von vielen Menschen ein Leben lang gesucht – dabei ist erfüllende Liebe meist ganz nah. Emila Roig, Politikwissenschaftlerin und Autorin der Bestseller Why we matter (2021) und Das Ende der Ehe (2023), engagiert sich gegen Unterdrückungssysteme und für solidarische Veränderung. In ihrem Essay Lieben geht sie der Frage nach, was Liebe mit Verantwortung für unsere Mitmenschen, unsere Umwelt und uns selbst zu tun hat. Wir schauen mit ihr in den Sternenhimmel, trinken Ayahuasca-Tee und spüren der Liebe nach, die weit mehr ist als das gängige romantische Ideal. Emilia Roig gibt Einblicke in ihr Leben und erzählt von sexuellem Missbrauch, Liebeswunden und der Kraft der Trauer. Ihr Essay ist ein Plädoyer für eine Liebe jenseits aller Vorurteile und ein Appell für mehr Vertrauen in das Verbindende. Zu den Veranstaltungsdetails.
AfroBasel im Dialog: Read The Room
14–17 Uhr | Volkshaus, Meeting Room | Eintritt frei!
AfroBasel präsentiert mit Read The Room ein innovatives Projekt, das die transformative Kraft von Literatur für Communities in den Fokus stellt. In einer zunehmend globalisierten Welt ist es wichtiger denn je, Räume zu schaffen, in denen unterschiedliche Perspektiven Gehör finden und Menschen sich begegnen können. Warum Literatur für Communities entscheidend ist: Für marginalisierte Communities, insbesondere für die Schwarze Diaspora, ist Literatur ein Mittel des Ausdrucks, des Widerstands und der Heilung. Sie ermöglicht es, Geschichten zu erzählen, die in der Mainstream-Kultur oft übersehen oder verfälscht werden. Das gemeinsame Lesen und Erleben von Geschichten schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit und einen Raum, um über gemeinsame Herausforderungen und Träume nachzudenken. Read The Room versteht sich als Plattform für den Dialog zwischen verschiedenen Communities. Besuchen Sie AfroBasel im Meetingroom am Samstagnachmittag des Festivals. Zu den Veranstaltungsdetails.
Für einander schwärmen. Mit Liebe die Welt verändern
17–18 Uhr | Volkshaus, Unionsaal
Für jemanden schwärmen: Einen Crush haben wir meist auf eine begehrte Person, auf ein Idol, auf einen Teenieschwarm. Aber was wäre, wenn wir das Schwärmen ausdehnen würden? Auf unsere Freunde, auf unsere Mitmenschen und sogar auf die Natur? Wir wollen danach fragen, wie eine Gesellschaft aussehen könnte, in der Liebe nicht nur für romantische, meist heterosexuelle Beziehungen reserviert ist, sondern als eine umfassende Praxis der Empathie und Fürsorge gelebt wird. Eine Praxis des Füreinander-Schwärmens und Sich-Sorge-Tragens, die sich zwischen den Menschen entspinnt, aber auch in ihrer Beziehung zur Umwelt. Über die transformatorische Kraft des Schwärmens sprechen Emilia Roig, Autorin von Das Ende der Ehe und Lieben, und Sophie von Redecker, Landwirtin und u.a. Aktivistin beim quEErEcologiEscollEctivE, mit Marah Rikli. Zu den Veranstaltungsdetails.
Carolin Emcke: Queer Leben – eine Intervention
20–21 Uhr | Volkshaus, Festsaal
«Die Anfechtungen und die Gewalt um uns herum nehmen zu. Gegen queere Menschen wird gehetzt und gespottet, nicht nur am rechtsradikalen Rand, sondern in der Mitte. Es gibt wieder diese Rede von ‹normalen Leuten› und den ‹Anderen›, die vorgeblich nicht normal seien. Nicht nur in den USA, sondern auch in Ungarn, in Polen, in Italien und hier gibt es einen als ‹Kulturkampf› verharmlosten Backlash, in dem wir, die wir etwas anders lieben, etwas anders begehren, etwas anders aussehen als die Norm, angefochten werden. Dagegen braucht es Einspruch und Widerspruch. Es braucht eine mutige, leidenschaftliche, lustvolle Intervention, was queeres Leben bedeutet. Und es braucht auch eine Erzählung vom Glück.» (Carolin Emcke) Zu den Veranstaltungsdetails.
Pala Ava: Post-Pubertäre-Phase
21.30–22.30 Uhr | Sääli zum goldenen Fass | Eintritt frei!
Pala Ava ist das Alter-Ego eines Mädchens, dem die Welt gesagt hat, was es alles nicht sein soll. Nicht zu laut, nicht zu traurig, nicht zu anders. Pala Ava ist manchmal laut, manchmal traurig oder beides gleichzeitig, singt und rappt sich die Schwere der Welt von der Brust und zeigt gesellschaftlichen Erwartungen den Mittelfinger. Von Hip-Hop-Beats zu Western-Gitarre über elektronischen Sound – falls irgendwer weiss, welches Genre das sein soll, Pala ist froh um jeden Tipp. Die Texte erzählen vom Tochter- und Schwester-Sein, von Herzschmerz (wie sich das gehört), Freund*innenschaften und dem vorherrschenden Idiotismus in der Politik. Pala Ava ist die Einladung an alle zur Post-Pubertären-Phase, in der es ok ist, «anders» zu sein. Zu den Veranstaltungsdetails. Im Anschluss findet die Festivalparty (ebenfalls freier Eintritt) statt.
Sonntag, 17.11.2024
Jil Erdmann, Lena Käsermann & Tabea Steiner: Unter Umständen
14–15 Uhr | Volkshaus, Unionsaal
Sich unter Umständen für (k)ein Kind entscheiden: Fünfzehn Autor*innen erzählen vom Warten auf den Babywunsch, der seit der Kindheit prophezeit wird. Über Mutterschaft, die mal Strafe, mal Glück, mal eine Haltung ist. Darüber, wie lebensbejahend ein «Nein» sein kann und wie es ist, von einem Kind zu träumen, das es nie gab. Wie ist es, Mama und gleichzeitig selbst noch mommy’s girl zu sein? Da sind schwangere Körper, die wie ein Floss im Wasser treiben und ganz bleiben, selbst wenn man sie für eine gewisse Zeit nicht mehr allein bewohnt. Sie transformieren sich, alte Leben werden weggeschwemmt und politische mit privaten Dimensionen von (Nicht-)Mutterschaft vermengt, bis wir merken: We’re in this together. Zu den Veranstaltungsdetails.
Writers in Prison Day mit Jahan Afroz AFROZ
14–15 Uhr | Volkshaus, Galeriesaal
Afghanistan sei ein Gefängnis nicht nur für Frauen, sondern für alle geworden, sagt Jahan Afroz AFROZ. Manchen ist nach der Machtübernahme der Taliban die Flucht gelungen, so auch ihr. Neben zwei Büchern publizierte Jahan Afroz AFROZ ihre Texte früher in sozialen Medien, von denen sie sich allerdings zurückziehen musste. Sarah Rauchfuss hat eine Auswahl ihrer Gedichte übersetzt. Geschrieben in der traditionellen Form des Ghasels, thematisieren sie die Zerstörung und den Verlust der Heimat und die Situation der Frauen. Das Deutschschweizer PEN Zentrum macht anlässlich des Writers in Prison Day jedes Jahr auf Schriftsteller*innen aufmerksam, die verfolgt werden oder inhaftiert sind. Zu den Veranstaltungsdetails.
Voneinander lernen. Frauengenerationen im Gespräch
15.30–16.30 Uhr | Volkshaus, Festsaal
Am 14. Juni 1991 nahmen Hunderttausende Frauen* an Streikaktionen teil. Viele Generationen haben unermüdlich für Rechte gekämpft, die uns heute z.T. selbstverständlich erscheinen. Die feministische Bewegung hat viel erreicht, doch wie die halbe Million Menschen am erneuten Streik 2019 gezeigt haben, ist der Kampf noch lange nicht zu Ende. Das allgemeine Recht auf Abtreibung wurde in den USA abgeschafft, Gewalt gegen Frauen und Queers ist an der Tagesordnung und die Politik muss in Sachen Gleichberechtigung dringend vorankommen. Dafür braucht es eine starke feministische Bewegung, in der trotz Generationenunterschieden gegenseitige Wertschätzung gelebt wird. Wir bringen verschiedene Generationen ins Gespräch und fragen: Was soll, was muss Feminismus heute? Was können wir voneinander lernen und wie können wir uns gegenseitig inspirieren? Mit Patricia Purtschert, Eva Herzog, Anja Glover & Nadia Brügger. Zu den Veranstaltungsdetails.
Selma Kay Matter: Muskeln aus Plastik
17–18 Uhr | Soft Space
Kay ist schwer verknallt – und schwer erkrankt. Auf den Crush folgt jedes Mal der Crash. Während Kay versucht, den Folgen von Long Covid zu entkommen, bringen nur die Sehnsucht nach Aron und der Wunsch nach einem starken, androgynen Körper Linderung. Muskeln aus Plastik handelt von chronischer Erkrankung und Transness – und davon, wie «gesunde» Körper definiert werden. Jenseits aller formalen und intellektuellen Traditionen untersucht Selma Kay Matter mit diesem Debüt den schmalen Grat zwischen Lust und Schmerz und denkt dabei über neue Formen von Care, Intimität und queerem Widerstand nach. Zu den Veranstaltungsdetails.