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Solidarität und Care in autoritären Belarus nach 2020

18 Uhr | Eintritt frei

04.11. 18:00 20:00

Ein Vortrag von Olga Shparaga

«Jeden Tag mindestens eine ‚Straftat‘» – so beschreibt eine 55-jährige anonyme Belarussin im August 2025 ihre Überlebensstrategie unter den brutalen Bedingungen der anhaltenden politischen Verfolgung in ihrem Land. «Straftat» in unserem Verständnis, erklärt sie, «ist etwas Gutes: jemandem helfen, ein paar Cent spenden, etwas schreiben oder weitergeben».

Diese Formen des «fragilen Widerstands», wie Olga Shparaga sie in Anlehnung an die polnische feministische Philosophin Ewa Majewska nennt, sind nach der Niederschlagung der Massenproteste im Jahr 2020 zur wichtigsten Widerstandsstrategie in Belarus geworden. Auch weibliche politische Gefangene praktizieren seit 2020 «fragilen Widerstand» in Gefängnissen und Strafkolonien. Dies steht im Einklang mit den aktuellen Narrativen und Aktionen der Solidarität, Hilfe und Verantwortung für die Zukunft von Belarus, die diese Narrative in der belarussischen Diaspora weltweit unterstützen.

Diese Narrative sind natürlich nicht frei von Widersprüchen und Konflikten und weisen auf unterschiedliche Auffassungen der Belaruss*innen von den gesellschaftspolitischen Verhältnissen und der Demokratie hin. Eine dieser Auffassungen, die vor allem von Feministinnen, darunter auch Olga Shparaga, vertreten wird, betrifft die Rolle fürsorglicher Beziehungen sowohl für die gesamte belarussische Gesellschaft als auch für die Demokratie. In ihrem Vortrag wird sie über diese Auffassung sowie über Narrative und Praktiken des «fragilen Widerstands» der Belaruss*innen im Land und über Formen der Solidarität in der belarussischen Diaspora sprechen und sie zur Diskussion stellen.

Olga Shparaga, PhD (geb. 1974 in Minsk) ist Philosophin im Exil, Gastwissenschaftlerin am Institut für Philosophie der FernUniversität in Hagen. Ihr drittes Buch «Das Gesicht der Revolution ist weiblich. Der Fall Belarus» erschien 2021 auf Deutsch bei Suhrkamp.
Während der Massenproteste in Belarus im August 2020 hat Olga Shparaga die Femgruppe im Koordinationsrat rund um die belarussische Oppositionspolitikerin Svjatlana Tsichanouskaja mitgegründet. Als Mitgliederin der feministischen Gruppe wurde sie im Oktober 2020 inhaftiert. Um einem drohenden Strafprozess zu entgehen, floh sie nach Vilnius.

Moderation: Andrea Zimmermann (Geschlechterforscherin, Mitinitiatorin von AoI und AMICA Vorstand)

Veranstaltungsort: HS 1199 im KG1
(Bitte beachte die Angaben der Veranstalter*innen, die untenstehende Adresse ist möglicherweise nicht korrekt.)

Diese Lesung ist Teil der Veranstaltungsreihe «Shrinking Space – Zivilgesellschaft unter Druck und feministische Gegenstrategien weltweit» von AMICA.

Friedrichstrasse 39
Freiburg, 79098 Germany
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